Fr, 19. Mai 2017
«Alle Berufe sind betroffen»
Interview: Harry Ziegler, Zuger Zeitung
David Hossli ist CEO der Alfred Müller AG in Baar. Die Digitalisierung habe vieles in Planung und Bau möglich gemacht. Aber auch das Leben der Unternehmungen etwas schwerer.
David Hossli, die Digitalisierung hat viele Bereiche verändert. Auch im Bau und im Umfeld?
Die Alfred Müller AG ist nicht nur als Generalunternehmung von der Digitalisierung betroffen, sondern über sämtliche Geschäftsbereiche hinweg. Das Thema ist für die Branche nicht neu: Die Digitalisierung beschäftigt uns seit 30 Jahren. Neu ist die Geschwindigkeit, mit der wir damit konfrontiert werden.
Inwiefern?
Die Innovationszyklen sind kürzer als unsere relativ langen Projektierungsprozesse. Wir können nicht mitten im Planungsverfahren dreimal die Instrumente wechseln, die wir einsetzen. Als Immobilienunternehmen mit eigener Generalunternehmung hat man deshalb immer auch eine kritische Haltung gegenüber der Geschwindigkeit, mit der sich technischer Wandel vollzieht. Früher war zum Beispiel klar, dass ein mit Tusche gezeichneter Plan nicht mehr geändert wird. Aufgrund des Fortschritts besteht heute der Anspruch, dass Änderungen auch nach Abschluss der Projektentwicklung möglich sind. Wenn aber die Baumaschinen einmal aufgefahren sind, wird es schwieriger, da trifft die virtuelle Welt auf die Realität.
Änderungen an den Plänen können nun aber einfacher kommuniziert werden?
Ja, wir haben die Möglichkeit, Pläne praktisch ohne Zeitverzug auf die Baustelle zu übermitteln. Mit den heutigen Planungsmethoden wird ein Gebäude vor der Realisierung als Modell im virtuellen Raum entwickelt. Anpassungen und Änderungen wirken sich über alle Gewerke aus. Dank dieser Modellierung entsteht ein Zusatznutzen, weil das Gebäude dynamisch in verschiedenen Zuständen simuliert werden kann. Dies ermöglicht es, etwa den Energieverbrauch, die Verkehrsströme oder Fluchtwege zu optimieren.
Die Studie des Gottlieb-Duttweiler-Instituts sagt, dass sich Bauberufe verändern werden.
Es wird Veränderungen geben, aber nicht so schnell. Alle Berufe sind davon betroffen. So sieht zum Beispiel das Cockpit eines Baggerführers heute komplett anders aus als noch vor einigen Jahren. Er führt seine Baggerschaufel anhand von Displays, die ihm in Echtzeit zeigen, wo er graben muss. Die Vorprofilierung und die Nachkontrolle der Baugrube entfallen fast vollständig. In vielen Bereichen stehen wir erst am Anfang der Entwicklung, das Potenzial ist längst nicht ausgeschöpft. Jeder Mitarbeiter, vom Lernenden bis zum CEO, ist gefordert und muss die Bereitschaft haben, zu lernen und sich zu entwickeln. Auch die Alfred Müller AG setzt sich aktuell auf allen Stufen sehr stark mit der Digitalisierung auseinander mit dem Ziel, die sich bietenden Chancen möglichst optimal zu nutzen.
Stichwort Smart Home: Was verlangen die Kunden heute?
Wir spüren die Nachfrage in den Bereichen
Sicherheit, Energieeffizienz und Komfort. Aufgrund der Digitalisierung wird unsere Aufgabe immer mehr darin liegen, Gebäude so zu konzipieren, dass sie als Plattform dienen, welche mit den verschiedenen Software-Systemen zurechtkommen.
Nachgefragt
Konsequent den Traum verfolgen

Peter Bucher ist seit zwei Jahren Leiter Immobilieninvestoren bei der Zuger Kantonalbank. Der 49-Jährige sagt, wie die ZugerKB auf die Digitalisierung reagiert.
Peter Bucher, was fällt Ihnen spontan zur Digitalisierung ein?
Im Finanzierungsgeschäft ist die Digitalisierung nicht mehr wegzudenken. Aber wichtige Entscheidungen im Leben sollten nicht digitalisiert werden. Darunter fallen auch der Kauf und die Finanzierung des Eigenheims. Deshalb werden solche Entscheidungen bei der ZugerKB unverändert im Rahmen einer umfassenden persönlichen Beratung ausgearbeitet.
Verbessert die Digitalisierung das Serviceangebot?
Auf www.zugerkb.ch können Kunden bereits im Vorfeld die notwendigen Informationen schnell und bequem abrufen. So kann beispielsweise mit dem Hypothekenrechner die zukünftige Tragbarkeit des Wunschobjektes simuliert werden, und «newhome.ch» bietet bei der Suche nach den eigenen vier Wänden wertvolle Unterstützung.
Könnte die persönliche Beratung also bald ersetzt werden?
Die persönliche Beratung hat oberste Priorität – das Bewährte werden wir beibehalten. Um unsere Kunden mit den neusten Technologien optimal zu unterstützen, sind wir ergänzend daran, neue digitale Technologien auszuarbeiten.