Stirbt das Bargeld aus?

, 4 Minuten

Manchmal könnte man meinen, die Verwendung von Zahlungsmitteln sei ein Glaubenskrieg. Seit Jahren wird, beschleunigt durch den technologischen Wandel, das unmittelbare Ende des Bargelds propagiert. Naht das Ende des Bargelds denn wirklich?

© Adobe Stock, Olgierd Kajak

Geld kostet Geld

Zugegeben, die technologische Entwicklung im Zahlungsverkehr ist beachtlich. Das liegt einerseits daran, dass dort grosse Massen bewegt und somit Skaleneffekte erzielt werden können, andererseits ist das Zahlen eine, wenn nicht sogar die zentrale Schnittstelle zu den Kundinnen und Kunden. Natürlich ist dabei auch die Kostenfrage ein Thema. Allerdings ist kein Zahlungsmittel kostenlos, auch Bargeld nicht. Die Politik wird auch nicht müde zu betonen, dass Bargeld ein Instrument von Schwarzarbeit und Geldwäsche ist. Regelmässig werden Obergrenzen für Transaktionen gefordert und sporadisch die Schwelle für Kontrollen gesenkt. So ist in der EU aktuell gar ein Barzahlungsverbot bei Beträgen über 10’000 Euro in Diskussion.

Hat Corona unser Bezahlverhalten verändert?

Zu guter Letzt haben auch die Corona-Pandemie und die teils stark erwünschte Abwicklung von Transkationen mit bargeldlosen Zahlungsmitteln dem Thema zusätzlichen Auftrieb verliehen. In diesem Zusammenhang ist es sicher interessant, das genaue Zahlungsverhalten der Bevölkerung der Schweiz etwas zu beleuchten. Die aktuellste und zugleich umfassendste Studie dazu liefert die Schweizerische Nationalbank (SNB), die im Herbst 2020, also nach dem ersten Lockdown, ihre zweite repräsentative Zahlungsmittelumfrage durchgeführt hat. Dabei wurden rund 2100 Personen befragt und 22’000 Transkationen untersucht. Diese Studie kann tatsächlich eine markante Verschiebung weg von Bargeld hin zu bargeldlosen Zahlungsmitteln bestätigen. Zudem geht die Mehrheit der Befragten davon aus, dass der Trend in den kommenden Jahren anhalten wird. Und trotzdem: Rein auf die Anzahl Transaktionen bezogen und vor allem bei Kleinbeträgen ist Bargeld immer noch das Zahlungsmittel Nummer eins in der Schweiz. Beim Wertanteil ist es neu die Debitkarte, von der in der Schweiz über elf Millionen im Umlauf sind. Ob sich dieses Wachstum mit den zusätzlichen Funktionalitäten der neusten Debitkarten-Generation (also vor allem Visa Debit und Debit Mastercard) eher zulasten des Bargelds oder sogar der Kreditkarten fortsetzen wird, bleibt abzuwarten.

Online bezahlen bleibt im Trend

Die Zahl der Kreditkarten in der Schweiz beläuft sich auf etwa acht Millionen. Diese werden bei über 10 Prozent aller Transaktionen eingesetzt, nehmen jedoch fast 20 Prozent Wertanteil ein. Das ist etwas mehr als mit Online-Banking (E-Banking). Es zeigt sich, dass sich mit zunehmenden Beträgen die Verwendung von Bargeld über Debit- und Kreditkarten zum Online-Banking verschiebt. Bezahl-Apps, unter anderen TWINT, und andere Zahlungsmittel wachsen zwar stark, befinden sich jedoch transaktions- und wertmässig immer noch im tiefen Prozentbereich. Zahlenmässig haben jedoch fast vier Millionen Schweizerinnen und Schweizer TWINT auf dem Mobiltelefon installiert, von denen gut 60 Prozent in den letzten 28 Tagen einmal eine Transaktion durchgeführt haben.

Gewünscht ist ein Mix an Zahlungsmöglichkeiten

Nicht überraschend ist gemäss der SNB-Studie auch die Tatsache, dass sich die Bevölkerung in der Wahl der Zahlungsmittel weiterhin kaum eingeschränkt fühlt. Einerseits kennen immer mehr Leute neue und verschiedenartige Zahlungsmittel, andererseits werden diese auch zunehmend geschätzt und durchaus differenziert gebraucht. Selbstredend kann bei Online-Einkäufen nicht bar bezahlt werden, sodass die Kreditkarte relativ gesehen das mit Abstand am meisten verwendete Zahlungsmittel ist. Doch es wird immer noch überraschend viel gegen Rechnung bestellt. Ebenso klar ist, dass an Automaten das Bargeld überwiegt, sind doch Kartenzahlungen oftmals gar nicht möglich. Auch hier gibt es aus Anbietersicht verschiedene Wege: Es gibt Verkehrsbetriebe, die erst kürzlich neue Automaten angeschafft haben, die nicht über Kartenzahlungsoptionen verfügen, während andere Städte Versuche mit Automaten ohne Münzbezahlungsmöglichkeit machen. Beide sollten sich im Klaren darüber sein, dass die Bevölkerung mehrheitlich die verschiedenen Zahlungsmöglichkeiten schätzt und auch nutzt. In E-Commerce-Studien wurde schon mehrfach belegt, dass die häufigsten Kaufabbrüche erfolgten, wenn das gewünschte Zahlungsmittel nicht verfügbar war. Des Weiteren haben gemäss Studie der SNB doch immer noch 97 Prozent der Bevölkerung Bargeld im Portemonnaie für Zahlungszwecke. Zudem setzen mehr als zwei Drittel der Befragten Bargeld zur Wertaufbewahrung ein. An dieser Stelle noch eine kleine Statistik zu Automaten, in diesem Falle Geldausgabeautomaten (Bancomaten). Davon gibt es in der Schweiz fast 8000. Die Zahl ist zuletzt leicht gesunken, hat jedoch erst kürzlich einen Höchststand erreicht.

Ebenfalls stark gewachsen ist die Nutzung der Kontaktlosfunktion auf den Karten. Inzwischen haben auch fast alle herausgegebenen Karten in der Schweiz (Debit und Kredit) diese Möglichkeit. Während der Pandemie wurde zudem die Limite von allen Herausgebern erhöht, sodass schon etwa ein Drittel der Befragten antwortete, dass sie immer kontaktlos zahlen würden. Das waren vor drei Jahren noch weniger als 10 Prozent.

#ZugerKBlog abonnieren
Silvan Frik

Silvan Frik

Silvan Frik, Leiter Multichannel, arbeitet seit 2017 bei der ZugerKB. Er verantwortet dabei Projekte, Produkte, deren Vermarktung, Kommunikation und Digitalisierung für Kundinnen und Kunden. In seiner Freizeit verbringt er gern Zeit mit der Familie, beim Lesen und auf dem Zugersee.


Kategorien: Zukunft
Tags: Bezahlen , Digital , Trends

Ihr Kommentar muss noch durch einen Administrator freigegeben werden.

Weitere Kommentare
,