Zuger Kantonalbank

12. Mai 2021

Der langfristige Gedanke zählt

Andreas Faessler

Die Zinsen bleiben tief, die Pandemie hat diese Tendenz sogar noch verstärkt. Beim Immobilienkauf rät der Experte zu Geduld: Die Preise sind derzeit hoch.

Alex Müller, die vergangenen Jahre waren von historisch tiefen Zinssätzen geprägt. Wie ist die Situation 2021?

Die Zinssätze in der Schweiz befinden sich weiterhin auf sehr tiefen Niveaus. Die Vorgaben der Schweizerischen Nationalbank für den Geldmarkt sind unverändert bei –0,75 Prozent, und auch die Renditen für Obligationen der Eidgenossenschaft liegen unabhängig von den Laufzeiten im negativen Bereich.

Inwiefern hat die Corona-Pandemie die Entwicklung der Zinsen im vergangenen Jahr beeinflusst?

Die Pandemie hat die Tendenz zu tieferen Zinsen noch einmal verstärkt. Die raschen Zinsschritte der US-Notenbank führten global zu einem regelrechten Zinssenkungswettlauf. In der Schweiz sind im März 2020 jedoch die Zinsen bei Obligationen zuerst deutlich angestiegen. Aufgrund des hohen Liquiditätsbedarfs in einem Krisenfall mussten viele Akteure Positionen am Markt verkaufen. In den folgenden Monaten beruhigte sich die Situation wieder, und die Zinsen fielen zurück auf die Niveaus von Ende 2019.

Wie stehen aktuell die Vorlaufindikatoren für die weitere Wirtschaftsentwicklung?

Die Vorlaufindikatoren für die Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz haben sich deutlich von den Tiefständen des letzten Sommers erholt und steigen weiter an. Das erreichte Niveau deutet auf eine stetige und starke Erholung der Wirtschaft hin.

Zeichnen sich für das laufende Jahr bereits Tendenzen ab hinsichtlich der Zinssätze?

Die Zinsen für kurze Laufzeiten bleiben auf tiefen Niveaus. Im Bereich der langen Laufzeiten sehen wir jedoch eine Tendenz zu leicht steigenden Zinsen. Im Einklang mit einer weiteren konjunkturellen Erholung dürfte diese Entwicklung anhalten.

Was sind Ihre aktuellen Empfehlungen für Immobilienbesitzer und Personen, die den Kauf einer Immobilie in Betracht ziehen?

Objekte sind rar, die Preise hoch. Eine Immobilie zu erwerben, hängt weiter von vielen persönlichen Faktoren ab. Wichtig ist der langfristige Gedanke beim Kauf einer Immobilie, gerade im aktuell immer noch verlockenden Tiefzinsumfeld. Wer die niedrigen Zinsen mit langfristigen Hypotheken sichert, sollte diese Phase gleichzeitig für die Amortisation nutzen. So kann die Tragbarkeit auch im Alter gesichert werden.

Je früher man mit Sparen anfängt, desto besser.»

Alex Müller, Chief Investment Officer

Zu welcher Strategie raten Sie bei der Finanzierung einer Immobilie?

Dieser Entscheid ist grundsätzlich immer sehr individuell und hängt auch von der gewünschten Planungssicherheit bei den Zinszahlungen ab. Wir empfehlen unseren Kunden aber aufgrund der derzeitigen Situation, ihre Hypotheken grundsätzlich zu staffeln und auch längere Laufzeiten beizumischen.

Der Kauf eines Eigenheims setzt ein gewisses Eigenkapital voraus. Was empfehlen Sie jungen Menschen, damit sie sich später diesen Wunsch erfüllen können?

Natürlich muss man konsequent sparen, um sich den Traum eines Eigenheims irgendwann ermöglichen zu können. Je früher man damit anfängt, desto besser. Wichtig ist auch, dass man die steuerlichen Vorteile der Säule 3a möglichst konsequent nutzt und die gesparten Beträge investiert.

Alex Müller

Alex Müller

Chief Investment Officer